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Heute folgt Teil 3 der KlarheitsImpuls-Serie «vegetativen Nervensystem und unsere eigene Balance». Im ersten Teil habe ich dir einen groben Überblick über die Funktion vom Parasympathikus und dem Sympathikus gegeben. In Teil 2 habe ich dir erklärt, wie der Ursprung unseres vegetativen Nervensystems ist und wie sich unsere früheren antrainierten Reaktionen auf Situationen in den Zustand von Fight, Flight und Freeze bringen können. Und dass diese Trigger im Hier und Jetzt das Gedächtnis von den früheren Reaktionen anzapfen können und wir genau gleich reagieren wie damals, obwohl es im Heute eine ganz andere Situation ist. Im Teil 3 erkläre ich dir, wie du deine körperlichen Reaktionen auf Körperebene in Balance bringen kannst.

 

Unser modernes Leben

Heutzutage leben wir eher auf unnatürliche Weise. Wir haben selten noch einen natürlichen Rhythmus. Manch einer lebt auch wie in einem Korsett. Die meisten von uns haben nicht gelernt, einen Zugang zur eigenen inneren Tiefe herzustellen, geschweige denn, zu den eigenen Gefühlen. Wir leben in einer Zeit von viel Stress, Druck, Konkurrenzkampf, Leistung … Viele von uns sind äusserlich sehr reich, doch innerlich sehr arm.

 

Früh antrainierte Reaktionen bestimmen unseren Alltag

Wir haben in unserem Leben schon einiges gelernt. Was wir vor allem und als erstes lernen ist, wie wir überleben können. Wie wir uns schützen können und wie wir alles was wir fühlen und nicht angebracht ist, unterdrücken.

Wenn wir zum Beispiel einer Gefahr ausgesetzt waren, das kann der Klassenlehrer gewesen sein, dann konnten wir erstarren (Freeze), damit wir die verbale Verletzung nicht wahrnehmen mussten. Als wir auf dem Pausenhof bedroht waren, dann konnten wir die Flucht (Flight) ergreifen und mussten einfach hoffen, dass wir schneller sind als die Bedrohung. Oder wir gingen zum Kampf (Fight) über.

Sind wir damals zum Kampf über gegangen und haben unsere Bedrohung angegriffen, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass mit uns geschimpft wurde und wir gelernt haben, dass wir nicht kämpfen dürfen. Doch das kann später dazu führen, dass wir Bedrohung erleben, die in uns zwar eine Kampfsituation entstehen lässt, wir aber nicht einfach unseren Chef verprügeln können. Also versuchen wir, diesen Kampf herunterzuschlucken. Wir beissen uns fest auf die Zähne, unsere Muskulatur verspannt sich. Vielleicht beginnt sogar unser Herz stark zu klopfen. Unser Körper und unser vegetatives Nervensystem rufen «Lebensgefahr». Doch wir handeln nicht.

 

Freeze, Flight und Fight auf der Körperebene heilen

Wenn wir unser vegetatives Nervensystem in Balance bringen wollen und unsere Reaktionen ändern wollen, dann macht es Sinn, wenn wir damit auf der Körperebene beginnen.

Zuerst arbeiten wir mit dem Körper und erst dann am Mindset.

Das ist wichtig! Denn in Situationen von «Lebensgefahr» können wir nicht mehr fokussiert und klar denken. Deswegen wäre es nicht sehr realistisch in solchen Situationen mit Affirmationen oder ähnlichem zu arbeiten.

Auf Körperebene zu arbeiten, bedeutet in Körpergeschwindigkeit zu arbeiten. Die unvollendeten Reaktionen, welche im Inneren gefangen sind, vollständig auszuführen. Wenn eine solche Reaktion auf Körperebene vollendet ist, dann ist sie auch wirklich vollendet.

Diese Arbeit ist nicht an einem Nachmittag erledigt. Es ist ein längerer und kontinuierlicher Prozess, den wir machen dürfen. Doch es lohnt sich.

 

Körperübungen für den Freeze-Zustand

In Situationen, in denen wir nicht reagieren können. Situationen in denen wir uns hilflos ausgeliefert fühlen, diese können nachträglich mit einer Körperübung fertig ausgeführt werden.

In dieser Übung lassen wir den Körper langsame Bewegungen ausführen. Meistens sind die Bewegungen mini und sehr langsam, beinahe schon in Zeitlupe. Am besten werden die Augen dabei nicht geschlossen. Sondern offen gehalten, damit der Raum stetig beobachtet werden kann und wir so mehr Sicherheit erfahren.

 

Körperübungen für den Flight- Zustand

In Situationen, in denen wir gerne flüchten wollen, kann es hilfreich sein, wenn wir unser Bewegungsdrang ausführen. Das kann sein, dass wir im Sitzen abwechslungsweise unsere Füsse auf den Boden drücken. So, als ob wir gehen. Oder wir stehen wirklich kurz auf und gehen einige Schritte.

Alles was wir anfassen können und uns damit eine Form von Sicherheit gibt, ist hier sinnvoll. Auch das Orten vom Raum ist hilfreich. Wenn wir mit geöffneten Augen den Raum inspizieren und uns selbst erklären, was wir sehen. Zum Beispiel: Ah, da hat es vier weisse Wände. Ich sitze auf einem Stuhl, vor mir ist ein Tisch, die Tischplatte ist braun und aus Holz. Hinter mir ist eine Wand, unter dem Tisch sind keine Gefahren, etc.

 

Körperübungen für den Fight-Zustand

Im Figth-Zustand oder danach, können wir sehr gut mit Luftboxen arbeiten oder mit grösseren und schwingenden Bewegungen. Sei es nur, dass wir zwei oder dreimal mit den Armen schwungvoll schwingen.

 

Mein Take-Away für dich:

  • Was gibt dir Sicherheit?
  • Was ist für dich angenehm?
  • Beobachte deine Reaktionen und mache es dir zu Gewohnheit, regelmässig Körperübungen zu machen.

 

Hier findest du:

Teil 1: Parasympathikus und Sympathikus 

Teil 2: Fight, flight und freeze 

Teil 4: Verstandesebene ausbalancieren folgt am 7.06.2020 

 

Liebe Grüsse

Saskja